Gunnar, im November 2018 haben wir mit Dir über die rote Karte für die STRABS gesprochen und ein Interview geführt (unter dieser Rubrik zu finden in einem früheren Interview). Nur ein Jahr später im Herbst 2019 sind acht Gemeindestraßen saniert worden. Die Aktiven gegen die Straßenausbausitzung und die Verwaltung feiert das als Erfolg. Warum hast Du nichts dazu gesagt?
Dann nutze ich hier mal die Chance, etwas dazu zu sagen:
wenn etwas nicht gelingt, dann wird der Initiator an den Pranger gestellt.
Wenn etwas gelingt, dann gibt es viele, die für den Erfolg verantwortlich sein wollen.
Im Jahr 2006 hat der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss gefasst, der besagt, dass alle „abgängigen“ Straßen zu erneuern sind. Bei der Erneuerung einer Gemeindestraße werden die Anlieger per Gebühr an den Kosten beteiligt. Ich habe damals den Wunsch geäußert, über jede Straße individuell abstimmen zu dürfen, weil ich der Meinung war, dass einige Straßen noch zu sanieren wären. Es lag mir damals ein Beispiel vor. Die Verwaltung erklärte uns aber, dass eine Sanierung nicht möglich sei und mein Wunsch wurde von keinem (!) der damaligen Ratskollegen geteilt.
Umso mehr freut es mich, dass meine Ratskollegen 2017 den Beschluss gefasst haben, den Zustand aller Gemeindestraßen durch ein unabhängiges Ingenieurbüro beurteilen zu lassen und anschließend über eine mögliche Sanierung jeder einzelnen Straße zu diskutieren und abzustimmen. Das Ergebnis ist bekannt: alle Ratsmitglieder der Legislaturperiode 2016 – 2021 haben einstimmig – unabhängig von Partei und Wählergemeinschaft – für eine individuelle Sanierung von acht Gemeindestraßen gestimmt.
Es heißt, komischerweise wohnen an allen acht Straßen Mitglieder des Gemeinderates…
Ja, dass es diese Aussage gibt, macht mich sehr traurig. Denn wer auch immer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat zeigt damit, dass er sich mit der Materie nicht auseinander gesetzt hat.
Leider ist diese Unwahrheit auch noch anonym verbreitet worden, so dass man dem Absender noch nicht einmal die Sachlage erklären kann. Ich versuche es mal hier: das unabhängige Ingenieurbüro hat uns die Straße benannt, deren Asphaltdicke ein Abfräsen und Neuteeren zulässt. Der Gemeinderat wollte in jedem Ortsteil der Gemeinde mindestens eine Straße sanieren und so kam die Liste der ersten acht Straßen zusammen: Stemmbarg, Horster Weg und Bultmoor in Hanstedt, Niedersachsenstraße und Hofkoppeln in Schierhorn, Tünnersfeld in Ollsen, Westfeld in Nindorf und Flütenkamp in Quarrendorf.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Erneuerung und einer Sanierung einer Gemeindestraße
Bei einer Erneuerung muss die Straße komplett neu aufgebaut werden – und das nach neuester EU-Richtlinie. Die alte Straße wird ausgegraben und entsorgt, Leitungen werden neu verlegt, dann erfolgt das Einbringen der unterschiedlichen Tragschichten, anschließend wird eine neue Deckschicht aufgebracht – als Pflasterung oder als Teerschicht.
Die Kosten werden bisher zu 60% von den Anliegern und zu 40% von allen Steuerzahlern getragen.
Bei einer Sanierung wird nur die obere Deckschicht abgefräst und eine neue Deckschicht aufgebracht. Die neue Deckschicht kann maximal 10 cm betragen und muss aus dem Material bestehen, aus dem die alte Deckschicht bestand. Die unteren Schichten müssen für eine Sanierung geeignet sein und die Leitungen in der Straße sollten noch für mindestens zwanzig Jahre halten. Die Kosten für das Abfräsen und Aufbringen einer neuen Deckschicht kann nicht auf die Anlieger umgelegt werden, schließlich wird diese Sanierung nicht ewig halten.
Ja genau, Gunnar, wie geht es denn jetzt weiter?
Alle Mitglieder des Gemeinderates haben die Sanierung weiterer vier Straßen im Jahr 2020 beschlossen. Auch diese Straßen befinden sich in den Ortsteilen Hanstedt, Nindorf, Ollsen und Quarrendorf. Obwohl wir in diesem Jahr wieder vier Straßen sanieren wollen, bleibt die Zukunft der Straßen „Postillionseck“ und „Am Steinberg“ weiter ungeklärt.
2021 wird ein neuer Gemeinderat gewählt, wie dieser dann mit der Thematik umgeht und ob er weitere Sanierungen vornimmt, werden wir dann sehen.
Vielen Dank für Deine Auskunft.